Quatre Nocturnes (1954)
Ganzer Zyklus
I Rondel
Tristan Corbière (1845 – 1875)
aus Les Amours jaunes
Rondel
Il fait noir, enfant, voleur d’étincelles!
Il n’est plus de nuits, il n’est plus de jours;
Dors… en attendant venir toutes celles
Qui disaient: Jamais! Qui disaient: Toujours!
Entends-tu leurs pas?… Ils ne sont pas lourds:
Oh! les pieds légers! – l’Amour a des ailes…
Il fait noir, enfant, voleur d’étincelles!
Entends-tu leurs voix?… Les caveaux sont sourds.
Dors: il pèse peu, ton faix d’immortelles;
Ils ne viendront pas, tes amis les ours,
Jeter leur pavé sur tes demoiselles…
Il fait noir, enfant, voleur d’étincelles!
Es ist dunkel, Kind, Räuber der Funken!
Keine Nächte mehr, keine Tage mehr;
Schlafe… erwarte das Kommen all derer
Die sagten: Niemals! Die sagten: Immer!
Hörst du ihre Schritte?… Sie sind nicht schwer:
Oh! die leichten Füße! – Liebe hat Flügel…
Es ist dunkel, Kind, Räuber der Funken!
Hörst du ihre Stimmen?… Die Grüfte sind taub.
Schlafe: Wenig wiegt deine Strohblumenlast;
Sie werden nicht kommen, deine Freunde die Bären,
Ihren Stein auf deine Fräulein zu werfen…
Es ist dunkel, Kind, Räuber der Funken!
II Schlaflied
Johann Peter Worlet
(Synonym für Erich I. Kahn)
Schlaflied
Jene Nacht, jenes Lösen,
jener unheimliche Hauch,
fühlst du, wie sich erfüllt, was
der Abend so mächtig versprach und schwur.
Träume nicht, angstvolles Wachen
fragt dich endlos entlang;
aber der schmerzenslose, der Schlaf
milde hebt dich hinab.
III Les Djinns
Victor Hugo (1802 – 1885)
aus Les Orientales
Les Djinns
Murs,ville,
Et port,
Asile
De mort,
Mer grise
Où brise
La brise;
Tout dort.
Dans la plaine
Naît un bruit.
C’est l’haleine
De la nuit.
Elle brame
Comme une âme
Qu’une flamme
Toujours suit!
La voix plus haute
Semble un grelot. –
D’un nain qui saute
C’est le galop:
Il fuit, s’élance,
Puis en cadence
Sur un pied danse
Au bout d’un flot.
La rumeur approche;
L’écho la redit.
C’est comme la cloche
D’un couvent maudit; –
Comme un bruit de foule,
Qui tonne et qui roule,
Et tantôt s’écroule
Et tantôt grandit.
C’est l’essaim des Djinns qui passe,
Et tourbillonne en sifflant.
Les ifs, que leur vol fracasse,
Craquent comme un pin brûlant.
Leur troupeau lourd et rapide
Volant dans l’espace vide,
Semble un nuage livide
Qui porte un éclair au flanc.
Cris de l’enfer! voix qui hurle et qui pleure!
L’horrible essaim, poussé par l’aquilon,
Sans doute, ô ciel! s’abat sur ma demeure.
Le mur fléchit sous le noir bataillon.
La maison crie et chancelle penchée,
Et l’on dirait que, du sol arrachée,
Ainsi qu’il chasse une feuille séchée,
Le vent la roule avec leur tourbillon!
Ils sont passés! – Leur cohorte
S’envole et fuit, et leurs pieds
Cessent de battre ma porte
De leurs coups multipliés.
L’air est plein d’un bruit de chaînes,
Et dans les forêts prochaines,
Frissonnent tous les grands chênes,
Sous leur vol de feu pliés!
D’étranges syllabes
Nous viennent encor; –
Ainsi, des Arabes
Quand sonnent le cor,
Un chant sur la grève,
Par instant s’élève,
Et l’enfant qui rêve
Fait des rêves d’or!
Les Djinns funèbres,
Fils du trépas,
Dans les ténèbres
Pressent leurs pas;
Leur essaim gronde:
Ainsi, profonde,
Murmure une onde
Qu’on ne voit pas.
Ce bruit vague
Qui s’endort,
C’est la vague
Sur le bord;
C’est la plainte
Presque éteinte
D’une sainte
Pour un mort.
On doute
La nuit…
J’écoute: –
Tout fuit,
Tout passe;
L’espace
Efface
Le bruit.
Mauern, Stadt,
und Hafen,
Asyl
des Todes,
Graues Meer
wo die Brise
sich bricht,
Alles schläft.
In der Ebene
entsteht ein Lärm.
Es ist der Atem
der Nacht.
Sie röhrt
wie eine Seele,
von einer Flamme
unablässig verfolgt!
Die lauteste Stimme
gleicht einer Schelle. –
Da ist der Galopp
eines hüpfenden Zwerges.
Er flieht, bricht hervor,
dann tanzt er im Takt
auf einem Bein
auf dem Kamm einer Welle.
Das Getöse kommt näher,
das Echo hallt wider.
Es klingt wie die Glocke
eines verfluchten Klosters; –
wie der Lärm einer Menge,
der donnernd sich wälzt,
und bald verebbt,
bald wieder wächst.
Es ist der Schwarm der Djinn, der zieht
vorbei und wirbelt zischend empor!
Die Eiben, die ihr Flug zerschmettert,
krachen wie brennende Kiefern.
Ihre Horde, schwerfällig, reissend,
fliegt daher im leeren Raum,
gleich einer Wolke, leichenblass,
die einen Blitz an ihrer Seite trägt.
Höllenschrei! heulende, ächzende Stimme!
Der schreckliche Schwarm, vom Nordwind
vorwärtsgejagt, stürzt gezielt, o Himmel!,
auf mein Anwesen nieder, die Mauer biegt sich
unter dem schwarzen Batallion.
Das Haus schreit auf und wankt gebeugt,
und es ist, als würde der Wind es, aus der Erde
herausgerissen, in den Wirbel emporschleudern,
wie ein trockenes Blatt, das er jagt!
Sie sind vorbei. – Die Kohorte
entflieht, und ihre Füsse lassen
davon ab, mit unzähligen Schlägen
auf meine Türe einzudreschen.
Die Luft ist voll mit Kettengeklirr,
und in den nahen Wäldern
schaudern all die mächtigen Eichen
und biegen sich unter dem Feuerritt!
Fremde Laute
erreichen uns noch. –
Arabern ähnlich,
wenn das Horn ertönt,
ganz kurz nur erhebt sich
ein Gesang über dem Strand,
und das träumende Kind
webt sich Träume aus Gold.
Die unheilvollen Djinn,
Söhne des Todes,
sie drängen eilenden Fusses
der Finsternis zu;
Ihr Schwarm grollt,
gleich einer Welle,
die unsichtbar
in der Tiefe murrt.
Dieser vage
verdämmernde Laut,
das ist die Welle
am Ufer,
das ist die beinah
verlöschte Klage
einer Heiligen
für einen Toten.
Es weicht
die Nacht…
Ich lausche: –
Alles flieht,
vergeht;
Die Weite
löscht
jeden Laut.
IV Elegy
Percy Bysshe Shelley (1792 – 1827)
Elegy
Stanzas – April, 1814 (gekürzt)
Away! the earth is dark beneath the moon,
Rapid clouds have drunk the last pale beam of even:
Away! the gathering winds will call the darkness soon,
And profoundest midnight shroud the serene lights of heaven.
The leaves of wasted autumn woods shall float around thine head:
The blooms of dewy spring shall gleam beneath thy feet:
But thy soul or this world must fade in the frost that binds the dead,
Ere midnight’s frown and morning’s smile, ere thou and peace may meet.
The cloud shadows of midnight possess its own repose,
For the weary winds are silent, or the moon is in the deep:
Some respite to its turbulence unresting ocean knows;
Whatever moves, or toils, or grieves, hath its appointed sleep.
Strophen – April 1814
Hinweg! Die Erde ist dunkel unter dem Mond,
Schnelle Wolken tranken den letzten bleichen Strahl der Sonne:
Hinweg! Bald rufen sich zusammenbrauende Winde die Dunkelheit herbei,
Und tiefste Mitternacht wird das heitere Licht des Himmels verhüllen.
Um deinen Kopf werden die Blätter öder Herbstwälder schweben,
Zu deinen Füssen die Blüten taufeuchten Frühlings schimmern,
Aber deine Seele und diese Welt müssen verblassen im Frost, der die Toten bindet,
Ehe Mitternachts finsterer Blick und des Morgens Lächeln, ehe du und Friede sich finden.
Die Wolkenschatten um Mitternacht haben ihre eigene Ruhe,
Denn die müden Winde sind still, und der Mond steht tief:
Im Aufschub seines Aufruhrs weiss es der ruhelose Ozean:
Was auch immer sich bewegt, sich abmüht, trauert, es hat seinen vorbestimmten Schlaf.