Philip Herschkowitz (1906 – 1989)

… und zwölfmal sagte ich du zur Nacht deiner Worte, und sie tat sich auf und blieb offen
Paul Celan
Der rumänische Komponist Philip Herschkowitz ist in der rumänischen Universitätsstadt Jassy geboren. Er studierte am Konservatorium in Jassy und ab 1927 an der Wiener Musikakademie Komposition, ab 1929 bei Alban Berg und ab 1935 bei Anton Webern. Von 1932 bis 1938 war er Mitarbeiter bei der Universal Edition und nahm an Dirigierkursen bei Hermann Scherchen teil.
Als Jude musste er Österreich nach dem Anschluss in 1938 verlassen und lebte bis 1940 in Bukarest, von wo er vor dem Antonescu-Regime weiter in die Bukowina flüchtete. Für ein knappes halbes Jahr unterrichtete er an der Musikschule in Cernowitz Harmonielehre. Mit dem Überfall Deutschlands auf Russland floh er 1941 weiter Richtung Osten, schliesslich bis nach Taschkent. Er wurde 1942 in den sowjetischen Komponistenverband aufgenommen und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutes der Künste von Taschkent.
Ab 1946 lebte er als einziger Vertreter der Wiener Schule in Moskau, wo er als freier Mitarbeiter des Verlages Musfond, danach des Verlages «Sowetskij kompositor», als Redakteur des Kinematographischen Symphonieorchesters und als privater Kompositionslehrer arbeitete. Zahllose KomponistInnen besuchten seinen Privatunterricht, unter ihnen Alfred Schnittke und Edisson Denissow. 1968-69 hielt er Vorlesungen an den Konservatorien von Jerewan und Kiew.
1949 wird er aus dem sowjetischen Komponistenverband ausgeschlossen, und 1979 ebenfalls aus der Musikstiftung Musfond, wo er 1953 aufgenommen worden war.
1979 beantragt er die Ausreise nach Israel. Sein grösster Wunsch war jedoch, sein Leben in Wien abzuschliessen. Dieser Wunsch ging, nach verschiedenen vergeblichen Antragsversuchen, schliesslich in Erfüllung: Herschkowitz konnte 1987 aufgrund einer Einladung der Alban-Berg-Stiftung zusammen mit seiner Frau Elena Herschkowitz endlich nach Wien ausreisen, wo er 1989 starb.
Das kompositorische Werk von Philip Herschkowitz ist noch weitgehend unbekannt. Völlig abseits der westlichen Avantgarde hat er die Musiksprache der klassischen Moderne weiterentwickelt und dabei eine Musik von grösster Intensität und Eigenständigkeit geschaffen. Im Zentrum dieses (bis heute nicht vollständig erschlossenen) Oeuvres stehen Vokalkompositionen.